Ernährung bei Endometriose

Apr 30, 2023 | Endometriose

Die Ernährung spielt bei chronisch entzündlichen Erkrankungen eine wesentliche Rolle, so auch bei Endometriose. Endometriose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter, die extreme Schmerzen verursacht und doch immer noch unterschätzt wird. Dabei wachsen Zellen, die dem Gebärmutterschleimhautgewebe sehr ähnlich sind, auch außerhalb der Gebärmutter, wobei sich sogenannte Endometrioseherde oder Zysten bilden. Diese können an den Eierstöcken, im Bauchraum, an der Blase, am Darm, selten auch in der Lunge oder sogar im Gehirn auftreten. Die Ursache dafür ist noch nicht geklärt. So wie das Gewebe im Uterus im Verlauf des weiblichen Zyklus auf die veränderte Hormonlage reagiert, reagiert auch dieses Gewebe und es kommt zu Blutungen und Entzündungen, wo eigentlich keine sein sollten. Die Beschwerden reichen von heftigen Regelschmerzen, Unterbauchschmerzen, Schmerzen beim Wasserlassen und beim Stuhlgang, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bis hin zur Unfruchtbarkeit. Auch Übelkeit, Migräne und Verdauungsprobleme sind nicht selten.

Bis zur Diagnose ist es ein langer Weg

Betroffene Frauen werden im Schnitt erst nach 3-10 Jahren diagnostiziert. Die meisten wissen selbst nicht, dass etwas nicht stimmt und „akzeptieren“ ihre extremen Schmerzen. Viele wurden und werden auch immer noch nicht ernst genommen, obwohl die Lebensqualität erheblich eingeschränkt sein kann. Zudem ist Endometriose häufig der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch.

Es gibt keine fest definierte „Endometriosediät“ und die Ernährung kann Endometriose auch nicht heilen. Aber eine individuelle Ernährungstherapie kann die Stärke der Schmerzen reduzieren, zielt auf begleitende Beschwerden wie z.B. Darmprobleme und Unverträglichkeiten ab und kann die Lebensqualität von Betroffenen wesentlich verbessern.

Frische geschnittenes Gemüse in einer Pfanne

Das Ziel der Ernährung bei Endometriose

Wie schon gesagt, es gibt nicht DIE EINE Endometriose-Diät. Die Ernährung muss individuell abgestimmt sein und muss auch Unverträglichkeiten und individuelle Gegebenheiten mit einbeziehen. Folgende Ziele werden aber immer verfolgt:

  • Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen
  • Entzündungen reduzieren
  • Schmerzen reduzieren
  • Hormonbalance
  • Darmgesundheit/Mikrobiom fördern
  • Berücksichtigung von individuellen Unverträglichkeiten

Es gibt dafür gezielte Ernährungsstrategien, die man anwenden kann. Aber immer unter der Berücksichtigung der individuellen Umsetzbarkeit und Verträglichkeit.

Ernährungsstrategien bei Endometriose

Die Basisernährung sollte unabhängig vom Zyklus antientzündlich und „darmgesund“ sein. Ergänzend und je nach Symptomen und Begleitbeschwerden wie Verstopfung, Blähungen („Endobelly“) oder auch Durchfall, kann die Basisernährung rund um die Menstruation durch eine leicht verdauliche Ernährung ergänzt werden. Abhängig vom Zyklus kann auch eine histaminarme Ernährung rund um die Menstruation sinnvoll sein, da zu viel Histamin die Schmerzen verschlimmern kann. Das ist aber sehr individuell und es ist nicht sinnvoll durchgehend oder sehr streng histaminarm zu essen. Sollten Unverträglichkeiten oder ein Reizdarm hinzukommen, müssen die Ernährungsstrategien erst recht noch einmal individuell angepasst werden. In diesem Blogbeitrag möchte ich vor allem näher auf die antientzündliche und darmgesunde Ernährung eingehen, denn sie ist die Grundlage der Ernährung bei Endometriose. Aber, und ich wiederhole mich, weil das wirklich wichtig ist: von dieser Basisernährung ausgehend muss diese je nach Verträglichkeit und Symptomen angepasst werden.

Antientzündliche und darmgesunde Ernährung bei Endometriose

Von antientzündlicher und darmgesunder Ernährung gibt es viele Auffassungen. Die einen empfehlen, Getreideprodukte, Zucker und generell Kohlenhydrate wegzulassen, andere raten von Hülsenfrüchten aufgrund des Lektingehalts ab. Dann wird wieder eine gluten- oder milchfreie Ernährung hochgepriesen, für andere ist die vegane Ernährung das Non-Plus-Ultra und wiederum andere empfehlen eine fleisch- und eiweißlastige Ernährung. Das Internet, Social Media und Zeitschriften sind voll von gegensätzlichen Ernährungsempfehlungen! Aber was stimmt denn jetzt!?

Eines kann ich vorweg sagen: wenn keine Allergien oder speziellen Unverträglichkeiten vorliegen, ist es nicht notwendig, kategorisch bestimmte „Übeltäter“ komplett zu eliminieren. In den meisten Fällen bringt diese Vorgehensweise nicht den gewünschten Erfolg und im schlimmsten Fall werden zu wenig Nährstoffe aufgenommen und werden die Beschwerden sogar schlimmer. Viel besser ist folgende Herangehensweise:

Anstatt etwas komplett zu streichen, füge etwas hinzu!

Bei der antientzündlichen und darmgesunden Ernährung lieferst du deinem Körper und deinem Immunsystem genau die Lebensmittel und Nährstoffe, um Entzündungen und Schmerzen zu reduzieren, deine Darmgesundheit zu fördern, deine Hormone in Balance zu bringen und dich generell wohler zu fühlen.

Die antientzündliche und darmgesunde Ernährung punktet dabei vor allem mit folgenden 3 Eigenschaften: 

1. Sie liefert viele Stoffe und Antioxidantien in Form Vitaminen, Mineralstoffen und sekundäre Pflanzenstoffen. Sie unterstützen und regulieren das Immunsystem, indem sie entzündungsfördernde freie Sauerstoffradikale binden und unschädlich machen.

2. Auch Ballaststoffe, die gerade auch bei Endometriose viele positive Eigenschaften haben, stehen im Vordergrund. Zum Beispiel füttern sie unsere guten Darmbakterien. Diese produzieren dann kurzkettige Fettsäuren wie das Butyrat, welches direkt die Darmwand mit Energie versorgt und in weiterer Folge das Immunsystem unterstützt. Das heißt, die Vielfalt von guten Darmbakterien oder auch unser Mikrobiom (=Darmflora) trägt maßgeblich zu einer guten Immunfunktion bei und ist beeinflussbar durch die Ernährung. Außerdem können Ballaststoffe überschüssiges Östrogen binden und abtransportieren – was bei Endometriose ein klarer Vorteil ist.

3. Sie ist reich an entzündungshemmenden Fettsäuren, vor allem an den Omega-3-Fettsäuren Alpha-Linolensäure (ALA), Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Die ALA ist vor allem in pflanzlichen Ölen, Nüssen und Samen wie Leinöl, Leinsamen, Rapsöl und Olivenöl enthalten. Die EPA und DHA findet man dagegen nur in Algenöl oder fettreichen Meeresfischen wie Lachs, Makrele und Sardinen.

Ernährung bei Endometriose_Olivenöl

Praktische Empfehlungen für die Ernährung bei Endometriose

Die Wissenschaft im Bereich Endometriose ist noch nicht sehr fortgeschritten, schon gar nicht, wenn es um Ernährung und Endometriose geht. Aber folgende praktische Empfehlungen für eine antientzündliche und darmgesunde Ernährung sind anerkannt und von Erfahrungen aus der Praxis bestätigt:

  • Iss vorwiegend pflanzenbasiert. Das heißt, füge mehr pflanzliche Lebensmittel hinzu. Das bedeutet nicht, dass du auf tierische Lebensmittel verzichten oder vegetarisch oder vegan werden musst, aber der Hauptteil sollten pflanzliche Lebensmittel ausmachen. So profitierst du vom vollen Spektrum der Vitamine, Mineralstoffe, sekundären Pflanzenstoffe, Ballaststoffe und wichtigen Fettsäuren.
  • Nutze regelmäßig die bunte Vielfalt aus Obst und Gemüse! Sie sind vollgepackt mit entzündungshemmenden und antioxidativen Stoffen.
  • Füttere deine guten Darmbakterien mit ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Vollkorngetreide und je nach Verträglichkeit Hülsenfrüchten (Bohnen, Linsen, Erbsen)
  • Verwende Nüsse, Samen und pflanzliche Öle, die entzündungshemmende Fettsäuren liefern. Du kannst auch Algenöl und Meerwasserfisch einbauen, um deinen Bedarf an allen Omega-3-Fettsäuren zu decken.
  • Würze deine Mahlzeiten mit Kräutern und Gewürzen – frisch, tiefgekühlt oder getrocknet! Sie bringen Geschmack und Farbe ins Essen und das ist immer ein Indiz für viele großartige Stoffe, die dir guttun!

Mit diesem Beitrag möchte ich dir einen Überblick über die Ernährung bei Endometriose geben. Ich könnte aber noch viel, viel weiter ins Detail gehen. Zusätzlich ist die Ernährung noch von einigen weiteren Faktoren abhängig und sehr individuell. Denn nicht nur, was du isst, ist ausschlaggebend, sondern auch wie und vor allem auch wie du deine Ernährung an deine Lebensweise anpassen und in deinen Alltag integrieren kannst.

Literaturquellen

Diagnostik und Therapie der Endometriose. Leitlinienprogramm der DGGG, SGGG und OEGGG (S2k-Level, AWMF Registrierungsnr. 045/015, August 2020). Online verfügbar unter https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-045.

Afrin, Sadia; AlAshqar, Abdelrahman; El Sabeh, Malak; Miyashita-Ishiwata, Mariko; Reschke, Lauren; Brennan, Joshua T. et al. (2021): Diet and Nutrition in Gynecological Disorders: A Focus on Clinical Studies. In: Nutrients 13 (6). DOI: 10.3390/nu13061747.

Barnard, Neal D.; Holtz, Danielle N.; Schmidt, Natalie; Kolipaka, Sinjana; Hata, Ellen; Sutton, Macy et al. (2023): Nutrition in the prevention and treatment of endometriosis: A review. In: Frontiers in nutrition 10, S. 1089891. DOI: 10.3389/fnut.2023.1089891.

Huijs, Emma; Nap, Annamiek (2020): The effects of nutrients on symptoms in women with endometriosis: a systematic review. In: Reproductive biomedicine online 41 (2), S. 317–328. DOI: 10.1016/j.rbmo.2020.04.014.

Nirgianakis, Konstantinos; Egger, Katharina; Kalaitzopoulos, Dimitrios R.; Lanz, Susanne; Bally, Lia; Mueller, Michael D. (2022): Effectiveness of Dietary Interventions in the Treatment of Endometriosis: a Systematic Review. In: Reproductive sciences (Thousand Oaks, Calif.) 29 (1), S. 26–42. DOI: 10.1007/s43032-020-00418-w.

Jiang, Irene; Yong, Paul J.; Allaire, Catherine; Bedaiwy, Mohamed A. (2021): Intricate Connections between the Microbiota and Endometriosis. In: International journal of molecular sciences 22 (11). DOI: 10.3390/ijms22115644.

Sverrisdóttir, Una Áslaug; Hansen, Sara; Rudnicki, Martin (2022): Impact of diet on pain perception in women with endometriosis: A systematic review. In: European journal of obstetrics, gynecology, and reproductive biology 271, S. 245–249. DOI: 10.1016/j.ejogrb.2022.02.028.

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