Wie steht es um die Fruchtbarkeit bei Endometriose?

Juli 30, 2023 | Endometriose, Kinderwunsch, Fruchtbarkeit & IVF

Bitte beachte, dass in diesem Beitrag Themen wie unerfüllter Kinderwunsch und Schwangerschaftskomplikationen erwähnt werden.

Endometriose geht häufig mit lästigen, starken Symptomen und einem langen Diagnoseweg einher. Doch damit nicht genug: viele erfahren zusätzlich, dass ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigt sein könnte. Unabhängig davon, ob du gerade versuchst, schwanger zu werden, oder ob du dir die Möglichkeit offenhalten willst, stehst du plötzlich vor der Herausforderung, dich mit deiner Fruchtbarkeit und dem Thema Kinderwunsch auseinanderzusetzen.

Du fragst dich, wie es mit deiner Fruchtbarkeit bei Endometriose aussieht, ob du Probleme beim Schwanger werden haben wirst oder ob das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen höher ist? In diesem Beitrag habe ich 4 wissenschaftlich fundierte Gründe zusammengefasst, warum es bei Endometriose schwieriger sein KANN, schwanger zu werden und warum diese aber nicht immer ein unüberwindbares Hindernis sind.

 

Wie viele haben Probleme mit ihrer Fruchtbarkeit bei Endometriose?

Bis zu 50 % der Betroffenen mit Endometriose haben Schwierigkeiten, schwanger zu werden. Wiederum wird bei 50 % derjenigen, die schwanger werden wollen, eine Endometriose diagnostiziert (Macer et al., 2012). Einige mit Endometriose haben starke Symptome und Beschwerden, während andere nie Symptome hatten und erst bei einem unerfüllten Kinderwunsch herausfinden, dass sie davon betroffen sind.

Endometriose kann somit der Grund für Unfruchtbarkeit und Subfertilität sein, allerdings bedeutet das nicht, dass man mit der Diagnose Endometriose automatisch nicht schwanger werden kann. Dennoch kann es für einige etwas länger dauern, bis eine Schwangerschaft eintritt oder eine ärztliche und therapeutische Unterstützung wird notwendig. Leider weiß man aber oft vorher nicht, ob es für Endometriose-Betroffene schwieriger wird, schwanger zu werden.

4 Gründe, warum die Fruchtbarkeit bei Endometriose vermindert sein kann

Mehrere Gründe können eine Rolle spielen, warum die Fruchtbarkeit bei Endometriose vermindert sein kann. Hier sind 4 mögliche Gründe dafür, warum das Schwanger werden mit Endometriose erschwert sein kann:

1. Verminderte Qualität der Eizellen

Bei Endometriose entstehen Entzündungen, die das Immunsystem aktivieren. Dabei entsteht der sogenannte „oxidative Stress“, der sowohl zu Schmerzen und Entzündungen beiträgt als auch zur Schädigung der Eizellen in den Eierstöcken (Sanchez et al. 2017). Oxidativer Stress entsteht durch die übermäßige Bildung von „freien Radikalen“ (vielleicht noch bekannt aus dem Chemieunterricht). Diese freien Radikale sind instabile Moleküle, die gerne mit anderen Stoffen reagieren und die regelmäßig im Körper produziert werden. Es handelt sich dabei um einen normalen Vorgang.

Werden aber zu viele freie Radikale gebildet, beispielsweise durch Rauchen, Alkohol, schlechte Ernährung, Belastung durch Schadstoffe und eben leider auch durch Erkrankungen, dann kommt es zum oxidativen Stress. Das hat wiederum unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper und Körperzellen wie zum Beispiel auch auf die Eizellen. 

Mithilfe der Ernährung und anderen Lebensstiländerungen kann man diesen Umstand merklich verändern. Sogar in relativ kurzer Zeit: Die Eizellqualität kann innerhalb von 3 Monaten erheblich verbessert werden!

2. Implantationsstörungen

Auch hier stehen Entzündungen und oxidativer Stress im Vordergrund, denn ähnlich wie die Qualität der Eizellen dadurch beeinflusst werden kann, können Entzündungen im Beckenbereich es der befruchteten Eizelle schwer machen, sich in der Gebärmutterschleimhaut einzunisten. Wiederholte Implantationsstörungen treten bei Frauen mit Endometriose häufiger auf (Qu et al., 2022). Wichtig ist, dass die Endometriose gut behandelt wird, dann erhöhen sich auch die Chancen auf eine erfolgreiche Einnistung und damit auf eine erfolgreiche Schwangerschaft (Zhong et al. 2021).

3. Verringerte Eierstockreserve

Bei Endometriose kommt es häufig zu Operationen. Wenn beispielsweise ein Endometriom (Gebärmutterschleimhautgewebe auf oder in den Eierstöcken) auftritt und dieses entfernt wird, können die Eizellen geschädigt und die Ovarialreserve, also die Anzahl an vorhandenen Eizellen, vermindert werden (Kitajima et al., 2018). Vermutlich ist die Verminderung der Eierstockreserve auf das physische Trauma zurückzuführen, auch wenn die Operation vorsichtig und bedacht durchgeführt wird. Manchmal muss auch ein Eierstock entfernt werden, was dann natürlich zu einer Verminderung der Eizellen führt.

Klingt logisch: je mehr Eizellen ich habe, desto höher sind meine Chancen, dass eine davon befruchtet wird. Allerdings sagt die Anzahl der Eizellen erst einmal nichts darüber aus, wie leicht oder schwer es ist, schwanger zu werden. Deswegen ist es wichtiger, sich auf die Qualität der Eizellen und die weitere Erhaltung der Eierstockreserve zu konzentrieren.

4. Verwachsungen/Narbenbildung an Eileitern und Eierstöcken

Endometriose kann zu Verwachsungen und Zysten an oder in den Eierstöcken und Eileitern führen, was wieder Entzündungen verursacht. Im Laufe der Zyklen werden diese weiter angefeuert, wodurch noch mehr Entzündungen entstehen – ein Teufelskreis! Über kurz oder lang entsteht Narbengewebe, was dazu führen kann, dass die Eizellen nicht effektiv aus dem Eierstock freigesetzt werden und nicht in den Eileiter oder anschließend zur Einnistung in die Gebärmutter gelangen.

Zysten und Verwachsungen können operiert werden, birgt jedoch auch ein gewisses Risiko (wie immer bei Operationen). Das Ziel ist daher, so wenig Operationen wie möglich durchzuführen. Eine Operation und Entfernung dieser Verwachsungen können aber auch die Wahrscheinlichkeit stark erhöhen, direkt danach schwanger zu werden. Bespreche deine Optionen am besten mit auf Endometriose spezialisierten Ärzt:innen!

Die Fruchtbarkeit kann durch viele weitere Gründe beeinträchtigt sein. Oft spielen auch weitere Diagnosen bei Endometriose eine Rolle, zum Beispiel wenn gleichzeitig eine Zöliakie oder Hashimoto auftreten. Die richtige medizinische und therapeutische Behandlung, die all diese Faktoren berücksichtigt, erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Empfängnis enorm. Das heißt, die Investition in die richtige Behandlung der Endometriose vor und während der Kinderwunschzeit ist die beste Investition in dich selbst!

Ich bin schwanger – was jetzt!?

Viele Frauen mit Endometriose, die in naher oder ferner Zukunft eine Schwangerschaft planen, machen sich nicht nur Sorgen über mögliche Verzögerungen bei der Empfängnis, sondern auch über Schwangerschaftskomplikationen. Die bisherigen Erkenntnisse über den Ausgang von Schwangerschaften und Endometriose sind aber leider recht uneinheitlich.

Einigen Studien zufolge sind Komplikationen in der Schwangerschaft im Zusammenhang mit Endometriose selten (Maggiore et al., 2016).

Andere Studien hingegen zeigen, dass ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten und Eileiterschwangerschaften besteht. Dabei zeigt sich auch ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Geburt wie Frühgeburt, Plazenta previa oder das Auftreten von übermäßigen Blutungen (Zullo et al., 2017).

ABER: ein erhöhtes Risiko heißt nicht, dass diese Komplikationen auch wirklich eintreten! Die meisten Betroffenen mit Endometriose erleben eine normale, unkomplizierte Schwangerschaft und Geburt!

Literaturquellen

Kitajima, Michio; Khan, Khaleque Newaz; Harada, Ayumi; Taniguchi, Ken; Inoue, Tsuneo; Kaneuchi, Masanori et al. (2018): Association between ovarian endometrioma and ovarian reserve. In: Frontiers in bioscience (Elite edition) 10 (1), S. 92–102. DOI: 10.2741/e810.

Macer, Matthew Latham; Taylor, Hugh S. (2012): Endometriosis and infertility: a review of the pathogenesis and treatment of endometriosis-associated infertility. In: Obstetrics and gynecology clinics of North America 39 (4), S. 535–549. DOI: 10.1016/j.ogc.2012.10.002.

Maggiore, Umberto; Ferrero, Simone; Mangili, Giorgia; Bergamini, Alice; Inversetti, Annalisa; Giorgione, Veronica et al. (2016): A systematic review on endometriosis during pregnancy: diagnosis, misdiagnosis, complications and outcomes. In: Human reproduction update 22 (1), S. 70–103. DOI: 10.1093/humupd/dmv045.

Qu, Huiling; Du, Yanbo; Yu, Yi; Wang, Meng; Han, Ting; Yan, Lei (2022): The effect of endometriosis on IVF/ICSI and perinatal outcome: A systematic review and meta-analysis. In: Journal of gynecology obstetrics and human reproduction 51 (9), S. 102446. DOI: 10.1016/j.jogoh.2022.102446.

Sanchez, Ana Maria; Vanni, Valeria Stella; Bartiromo, Ludovica; Papaleo, Enrico; Zilberberg, Eran; Candiani, Massimo et al. (2017): Is the oocyte quality affected by endometriosis? A review of the literature. In: Journal of ovarian research 10 (1), S. 43. DOI: 10.1186/s13048-017-0341-4.

Zhong, Chenyi; Gao, Liusijie; Shu, Li; Hou, Zhen; Cai, Lingbo; Huang, Jie et al. (2021): Analysis of IVF/ICSI Outcomes in Endometriosis Patients With Recurrent Implantation Failure: Influence on Cumulative Live Birth Rate. In: Frontiers in endocrinology 12, S. 640288. DOI: 10.3389/fendo.2021.640288.

Zullo, Fabrizio; Spagnolo, Emanuela; Saccone, Gabriele; Acunzo, Miriam; Xodo, Serena; Ceccaroni, Marcello; Berghella, Vincenzo (2017): Endometriosis and obstetrics complications: a systematic review and meta-analysis. In: Fertility and sterility 108 (4), 667-672.e5. DOI: 10.1016/j.fertnstert.2017.07.019.

 

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